BEHANDLUNG VON PARODONTITIS ILLERRIEDEN

Vorbeugen, erkennen und behandeln.

Parodontitis – was ist das?

Parodontitis, oder gebräulich Parodontose genannt, ist weltweit eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten. Allein in Westeuropa leiden 300 Millionen Menschen darunter. In der Bundesrepublik sind bei den Erwachsenen über 18 Jahren nur 4,3% frei von Zahnfleischerkrankungen.

Die Parodontitis ist eine entzündliche, häufig über längere Zeit unbemerkt voranschreitende Erkrankung des Zahnhalteapparates, die nur selten mit Schmerzen einhergeht. Erste Anzeichen können Zahnfleischbluten, Zahnfleischrückgang oder schlechter Atem sein. Bei weiter fortgeschrittener Parodontitis kann es durch den entstehenden Knochenverlust zur Zahnlockerung und zum Zahnverlust kommen. Heute verlieren Patienten mehr Zähne durch Parodontitis als durch Karies.

Ursache einer Parodontitis ist häufig, aber nicht immer, eine unzureichende Mundhygiene: Durch Beläge (Plaque), insbesondere in den schwierig zu reinigenden Zahnzwischenräumen, entsteht zunächst eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis), die sich dann im weiteren Verlauf zu einer Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontitis) entwickeln kann. Dabei sind der die Zahnwurzel umgebende Knochen, die Wurzelhaut, das Zement und das Zahnfleisch betroffen. Faktoren wie Stress, Vitaminmangel, Allgemeinerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus), bestimmte Medikamente, hormonelle Umstellungen (Schwangerschaft) und Rauchen beeinflussen zusätzlich Entstehung, Schwere und Verlauf einer Parodontitis. Zahlreiche Studien belegen umgekehrt, dass eine Parodontitis das Herz-Kreislauf-System negativ beeinflusst: Das Risiko für Gefäßerkrankungen und Herzinfarkt steigen. Zudem vermuten jüngere Studien einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und dem Risiko einer Frühgeburt.

Die Behandlung einer Parodontitis gliedert sich in fünf verschiedene Abschnitte:

1. Die Vorbehandlungen („Mundhygienetrainig“ MHT)
Vor der eigentlichen Parodontitistherapie werden hier sämtliche Plaque- und Zahnsteinauflagerungen entfernt und die Zähne poliert um die Neubildung von Belägen zu erschweren. Zusätzlich werden Zahnzwischenraumbürstchen angepasst und gezeigt, die Handhabung wird erklärt und geübt, um ein individuell auf sie abgestimmtes Mundhygienekonzept zu erarbeiten. Durch diese Vorbehandlung können kleinere Taschen (bis 4mm) bereits ausheilen.

Die Vorbehandlungen werden nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen, sind aber essentiell wichtig um eine optimale Ausgangssituation für eine erfolgreiche Parodontitistherapie zu schaffen. 

Eine abgeschlossene Vorbehandlung ist Voraussetzung dafür, dass die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die eigentliche Parodontitistherapie übernimmt.

2. Erstellen eines Parodontalstatus
Sobald alle Zahnflächen frei von Belägen sind, erfolgt die Messung aller Zahnfleischtaschen. Diese Messung wird benötigt, damit die Krankenkasse die Kosten der eigentlichen Parodontitistherapie übernimmt und um festzustellen an welchen Stellen noch vertiefte, behandlungsbedürftige Taschen vorhanden sind. Bei sehr tiefen Taschen oder atypischen Verteilungsmustern der befallenen Zähne kann unter Umständen eine mikrobiologische Untersuchung sinnvoll werden.

Diese dient dazu, herauszufinden, welche Bakterien in welcher Zahl vorhanden sind, um eine eventuell notwendige, begleitende Antibiotikatherapie genau auf sie abstimmen zu können.

3. Parodontitistherapie / „Taschenreinigung“
Die Reinigung der Zahnfleischtaschen erfolgt in einer oder  zwei Behandlungssitzungen („subgingivale Kürettage“). Um die Kürettage möglichst schmerzfrei zu gestalten, kann eine Lokalanästhesie durchgeführt werden.

Bei der Taschenreinigung werden Beläge, Bakterien und infiziertes Wurzelzement mit Hilfe von Handinstrumenten, Ultraschall und Spülungen entfernt. Nachdem eine biokompatible Oberfläche geschaffen wurde kann die Gingiva einen neuen Verbund zwischen Zahnfleisch und Wurzeloberfläche („Attachment“) ausbilden und die Tasche damit verkleinern.

Eine Woche nach der Kürettage erfolgt eine kurze Verlaufskontrolle.

4. Reevaluation / Risikobestimmung
Zehn Wochen nach der Parodontitistherapie werden die Zahnfleischtaschen nachgemessen: Sollten noch einzelne (zu Beginn meist sehr tiefe) Taschen vorhanden sein, kann ein parodontal-chirurgischer Eingriff notwendig werden (der innerhalb von 3 Monaten nach Abschluss der ersten Therapie bei der GKV beantragt werden muss).

Der genaue Ablauf wird ihnen dann vom Zahnarzt erklärt. Sind alle Taschen ausgeheilt, wird eine individuelle Risikobestimmung durchgeführt, von deren Ergebnis die Häufigkeit der Kontrolltermine (Recallintervall) abhängt.

5. Unterstützende Parodontitistherapie (UPT)
Neben der häuslichen Mundhygiene sind regelmäßige Kontrollen und Zahnreinigungen unerlässlich, um das Parodontitisrisiko dauerhaft zu senken und um das Ergebnis stabil zu halten. Je nach individuellem Risiko erfolgt 1-4x jährlich eine professionelle Zahnreinigung um, Plaque und Zahnstein zu entfernen, bevor erneut vertiefte Taschen entstehen können.

Der neu gewonnene Verbund zwischen Zahnfleisch und Wurzeloberfläche (Attachment) ist deutlich anfälliger und damit empfindlicher gegenüber Plaque als das vor der Parodontitis vorhandene Attachment. 1-2x im Jahr sollten die Taschen nachgemessen werden um eine wiederkehrende Taschenbildung frühzeitig erkennen und behandeln zu können (bevor Bakterien auf benachbarte Zähne und Taschen übergreifen).

Das langfristige Ziel sind stabile parodontale Verhältnisse um einen weiteren Knochenverlust und Zahnverlust zu vermeiden. Da es sich bei der Parodontitis um eine chronische Erkrankung handelt, ist eine solche lebensbegleitende Betreuung unabdingbar.

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